Das Fach Geschichte
Der Geschichtsunterricht dient dem Anspruch, ein kritisches Geschichtsbewusstsein der Lernenden auszubilden. Die Re-Konstruktion von Vergangenem und die kritische Hinterfragung von Geschichtsnarrativen ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, in historisch-politischen Diskursen der Gegenwart eigene Urteile zu begründen und diese in Haltungen und Handlungen umzusetzen. Vor diesem Hintergrund trägt das Fach Geschichte substanziell zur historisch-politischen Bildung und zur Befähigung zur mündigen Teilhabe an unserer Gesellschaft bei.
Das Fach Geschichte wird am Ratsgymnasium in den Klassen 6, 7 und 9 unterrichtet; in der Oberstufe werden Grund-, Zusatz- und Leistungskurse angeboten. Im Unterricht der Sekundarstufe I wird sukzessive historisches Orientierungswissen aufgebaut und die fachmethodischen Kompetenzen entwickelt, die im zunehmend studienvorbereitenden Arbeiten der Sekundarstufe II systematisch vertieft und erweitert werden.
Die Schülerorientierung und themenbezogene lokalgeschichtliche Konkretisierung von abstrakt(er)en Unterrichtsinhalten sowie die Öffnung des Unterrichts zeichnen den Geschichtsunterricht am Ratsgymnasium aus. Als ältestes städtisches Gymnasium Münsters nutzt die Schule ihr gewachsenes Netzwerk mit außerschulischen Lernorten und Bildungsinstitutionen, um Geschichte (be-)greifbar zu machen: Bildungspartnerschaften mit dem Stadt- und dem Landesarchiv erlauben es den Schülerinnen und Schülern, vor Ort an originalen Quellen zu forschen: In der Klasse 6 ist ein Archiv-Workshop „Geschichte lernen im Stadtarchiv Münster“ fester Bestandteil des Schulcurriculums. An diesem Tag erfahren die Lernenden nicht nur, welche Aufgaben ein Archiv hat, welche Dokumente hier gesammelt, restauriert und gepflegt werden, sondern auch wie historische Quellenarbeit Antworten auf historische Fragen liefert. Die Untersuchung antiker Relikte im Archäologischen Museum der Universität Münster stellt daneben ein zusätzliches Angebot für unsere Schülerinnen und Schüler dar. Im zweiten Lernjahr lässt sich angebunden an den Fachunterricht der Klasse 7 forschend-entdeckend mittelalterliche und neuzeitliche Stadtgeschichte im Stadtmuseum und der Altstadt erkunden. In der Klasse 9 unternehmen unsere Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit dem Lernort Villa ten Hompel und dem Franz Hitze-Haus einen Besuch der KZ Gedenkstätte Bergen-Belsen. In der Einführungsphase unterstützt uns das Landesarchiv bei der systematischen Heranführung an das selbstständige Arbeiten mit historischen Quellen und leistet damit einen Beitrag zur Ausbildung methodischer Kompetenzen, die neben dem Unterricht auch für Fach- und Wettbewerbsarbeiten nutzbar gemacht werden können. In der Qualifikationsphase findet die breite Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern in unterrichtsvorhaben-bezogenen lokalgeschichtlichen Projekten ihre kursspezifische Fortsetzung.
Um die individuellen historischen Interessen unserer Schülerinnen und Schüler in besonderem Maße zu fördern, bieten wir mit der AG zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten einen Rahmen, in welchem die Schülerinnen und Schüler selbst zu jungen Nachwuchsforscherinnen und –forschern werden und lernen, selbstständig und eigenverantwortlich an einem geschichtlichen Thema zu arbeiten.
Downloads & Infos
Lehrplan Sek I Geschichte Klasse 6Lehrplan Sek I Geschichte Klasse 7 & 8
Lehrplan Sek I Geschichte Klasse 9
Lehrplan Sek I Geschichte Klasse 10
EF Curriculum Geschichte
GK Q1 & Q2 Curriculum Rats & Schlaun
LK Q1 & Q2 Curriculum
Allein im Konzentrationslager Bergen-Belsen starben mehr als 70000 Menschen aus ganz Europa. Sie wurden von den Nationalsozialisten entweder ermordet oder starben wegen der absichtlich herbeigeführten Verelendung infolge von Hunger und Seuchen.
In Kooperation mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel bietet die Akademie Franz Hitze-Haus einen gegenwartsorientierten Zugang zur deutschen Geschichte an. Somit wurden die Schüler/innen durch Rollenspiele, Filmaufnahmen, aber auch Arbeit an Originalquellen an das herangeführt, was im Zuge der Verfolgung und Gewalt von 1933-1945 im Nazi-Deutschland passierte.
Im Rahmen des Geschichtsunterrichts machten zwei 6. Klassen einen Gang in das Archäologische Museum der Universität am Domplatz. Denn dort gibt es im Untergeschoss wieder eine Mumie samt Sarkophag zu bestaunen, die nach zwei Jahren Museumstour durch Japan nach Münster zurückgekehrt ist.
Woher kommt die Mumie? Wer war der Tote? Warum gab man den Toten Gegenstände mit ins Grab? Woran glaubten die Ägypter?
Diese spannenden Fragen wurden während einer Führung geklärt. Zusätzlich erhielten die Schülerinnen und Schüler im Obergeschoss einen kurzen Einblick in die griechische Antike.
Auch in diesem Jahr nahmen die 9. Klassen an dem Projekt „Aus der Geschichte lernen“ teil.
Was bedeutet es, sich an die Grausamkeiten und Schrecken der Konzentrationslager zu erinnern und auf den Wegen der Deportierten zu gehen?
Verdrängung und Tabuisierung, Vergessenwollen und Wegschauen sind die Alternativen zu einer Auseinandersetzung mit dem Leid einzelner, uns persönlich in Filmen, Dokumenten und Räumen begegnender Menschen, ihrem Leben und - selten - Überleben. Sie erzählen auch von der Bedeutung kleiner Gesten der Zuwendung in ihrem Alltag, die uns Zeichen der Orientierung sein können.
Traurig, nachdenklich und im Wissen um Verantwortlichkeit erlebten wir einen Tag in der Gedenkstätte Bergen-Belsen und zwei Tage diskursiver Auseinandersetzung im Franz Hitze Haus und in der Villa ten Hompel.
Weiterlesen: Erinnerung als Erfahrung: Exkursion zur Gedenkstätte Bergen-Belsen
Auf ein Geschichtsprojekt der besonderen Art zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und gegen Rechtsradikalismus ließen sich die Kurse der Q2 ein: Auf Einladung von Herrn Rahenbrock führte das bekannte Kabarettisten-Duo „Die Buschtrommel“ ihr von der Kritik gelobtes Dokumentar-Schauspiel „Hitlers Tischgespräche“ am Ratsgymnasium auf. Die „Tischgespräche“ basieren auf den Original-Monologen Hitlers im kleinsten Vertrautenkreis in der „Wolfsschanze“ zwischen 1941-1944, die sein Privatsekretär Martin Bormann mitstenografieren ließ und die das Kriegsende überdauert haben. Gespielt wurde der vor sich hin monologisierende „Führer“ vom Schauspieler Andreas Breiing, selbst ehemaliger Abiturient des Ratsgymnasiums. Die Darbietung und die anschließende Demaskierung der Einlassungen Hitlers in der gemeinsamen Diskussion mit dem Schauspieler hinterließen nachdenkliche Schülerinnen und Schüler (und Lehrer), denen der Geschichtsunterricht an diesem Tag sicherlich nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.
Ein besonderer Dank gebührt dem Förderverein für die Unterstützung des Projekts!
Weiterlesen: Projekt gegen Rechtsradikalismus – „Hitlers Tischgespräche“ in der Q2